Das Gebäude der US-Notenbank Fed in Washington, D.C.
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Anstehender Fed-Zinsentscheid Wieso sich die US-Notenbank Trump widersetzen dürfte

Stand: 18.06.2025 15:45 Uhr

Im Mittelpunkt an den Finanzmärkten steht am Abend der Zinsentscheid der US-Notenbank. Trotz anhaltender Kritik aus dem Weißen Haus dürfte die Fed die Zinssenkung auf die lange Bank schieben. Die wichtigsten Antworten.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) entscheidet in ihrer Sitzung am Abend über die Höhe des Leitzinses. Aktuell liegt dieser in der weltgrößten Volkswirtschaft in einer Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent. In diesem Bereich liegt er bereits seit Dezember 2024 - sehr zum Ärger von US-Präsident Donald Trump, der auf eine kräftige Senkung drängt.

Welche Entscheidung der Fed wird erwartet?

Die meisten Analysten erwarten, dass die Notenbank den Leitzins trotz der anhaltenden Kritik aus dem Weißen Haus nicht antasten wird. Nach der Hochzinsphase zur Bekämpfung der hohen Inflation infolge der Corona-Pandemie gab es 2024 zwei Zinssenkungen in den USA, in diesem Jahr noch keine. Die Entscheidung der Fed wird um 20.00 Uhr (MESZ) bekanntgegeben. 

Wieso ist der Leitzins wichtig?

Der Leitzins ist das wichtigste Werkzeug der Notenbank, um ihre beiden zentralen Ziele zu verfolgen: die Inflation zu begrenzen und die Arbeitslosigkeit niedrig zu halten. Der Leitzins bestimmt, zu welchem Satz sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld leihen können. In einem zweiten Schritt beeinflusst der Leitzins dann Gebühren, die von Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Firmen bezahlt werden.

Wenn die Fed zum Beispiel den Leitzins senkt, werden von Banken selbst vergebene Kredite ebenfalls mittelfristig günstiger. Das würde sich auf Hypotheken, Autokredite, Finanzierungen für Unternehmen und die mitunter bei Kreditkarten fälligen Zinsen auswirken. Günstigere Kredite kurbeln dann die Konjunktur an, weil die Amerikaner mehr Geld ausgeben können und kreditfinanzierte Investitionen billiger werden. 

Wieso will Trump unbedingt niedrigere Zinsen?

Genauso wie die Europäische Zentralbank (EZB) im Euro-Raum ist die US-Notenbank Fed unabhängig. Die Politik hat keinen direkten Einfluss auf die Zins-Entscheidungen. Das hält Politikerinnen und Politikerinnen aber nicht davon ab, sich mit Forderungen zu Wort zu melden. In den USA kommen dabei die lautesten Wünsche und Beschimpfungen von US-Präsident Trump selbst. Er fordert seit Monaten niedrigere Zinsen, um die Konjunktur zusätzlich anzukurbeln. 

Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, greift er Fed-Chef Jerome Powell auch immer wieder persönlich an. Erst vergangene Woche beschimpfte er ihn als "Hohlkopf". Mitunter empfahl er ihm auch, sich ein Vorbild an den Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zu nehmen. Diese hatte Anfang Juni zum achten Mal in Folge die Leitzinsen gesenkt - auf mittlerweile 2,0 Prozent.

Wieso senkt die Fed den Leitzins nicht?

Dafür gibt es aktuell hauptsächlich drei Begründungen: Zum einen sieht die Fed mit Blick auf ihre Ziele derzeit kaum Handlungsbedarf, denn die Inflationsrate ist nahe ihrem Ziel von zwei Prozent, und auch die Lage am Arbeitsmarkt ist weiter robust. Zum anderen besteht erhebliche Unsicherheit über die weitere Konjunkturentwicklung - und das hat viel mit Trump zu tun.

Seit seinem Amtsantritt im Januar hat er hohe Zölle auf Waren aus verschiedenen Ländern verhängt oder angedroht. Das könnte die Preise für importierte Waren erhöhen und auch das Wachstum in den USA bremsen. Trumps Zölle belasten auch die Aktien- und Anleihenmärkte.

Daneben dürfte auch die geopolitische Lage bei den Erwägungen der Fed eine Rolle spielen: Falls sich der Krieg zwischen dem Iran und Israel ausweiten sollte, eventuell sogar mit einer Beteiligung des US-Militärs, wären größere Verwerfungen auf dem Ölmarkt zu befürchten. Steigende Ölpreise würden der US-Konjunktur einen Dämpfer verpassen.

Was ist von den neuen Konjunkturprognosen zu erwarten?

Die US-Notenbank veröffentlicht heute auch neue Prognosen für die Entwicklung der Konjunktur, der Inflation und der von ihr erwarteten Zinssenkungen. Bei der vorigen Prognose im März hatte die Fed ihre Konjunkturerwartung im Schatten von Trumps Zoll-Ankündigungen abgesenkt. Statt eines Wirtschaftswachstums von 2,1 Prozent rechnete die Fed nur noch mit 1,7 Prozent plus. Gleichzeitig wurde die erwartete Inflationsrate auf 2,7 Prozent erhöht.