Thüringen Theater Eisenach: Ensemble begrüßt Aus für Schauspielchefin
Das Schauspiel-Ensemble des Landestheaters Eisenach hat die fristlose Kündigung von Lydia Bunk begrüßt. Das sagte eine Ensemble-Sprecherin MDR KULTUR auf Anfrage. Die überraschende Entlassung der Schauspielchefin war vor einigen Tagen bekannt geworden. Intendant Jens Neundorff von Enzberg spricht von "substanziellen Vorwürfen", die sich gegen sie angehäuft hätten. Bunk selbst fühlt sich ungerecht behandelt und wehrt sich juristisch.
- Das Landestheater Eisenach begründet die Kündigung von Schauspielleiterin Lydia Bunk mit Problemen zwischen ihr und dem Ensemble.
- Bunk selbst weist die Vorwürfe zurück und geht gerichtlich gegen die Kündigung vor.
- Der anstehende Leitungswechsel in Eisenach ist der dritte innerhalb von vier Jahren.
Lydia Bunks Kündigung wurde rund um die Premiere von "Solo Sunny" bekannt. Die bisherige Schauspielleiterin am Eisenacher Landestheater hatte die Regie bei der Inszenierung übernommen. Zehn Tage vor der Premiere wurde sie dann durch einen externen Regisseur ersetzt. Eine offizielle Mitteilung des Theaters zu den Hintergründen gab es nicht. Intendant Jens Neundorff von Enzberg bestätigte lediglich, dass Bunk fristlos gekündigt wurde.
Probleme zwischen Bunk und Eisenacher Ensemble
Mittlerweile kommt auf Nachfrage die Aussage, dass es erhebliche Probleme zwischen der Schauspielleiterin und dem Ensemble gegeben habe. Die Rede ist von grenzüberschreitendem Verhalten durch Bunk gegenüber Schauspielerinnen und Schauspielern. Intendant Jens Neundorff von Enzberg spricht von "substanziellen Vorwürfen", die sich über einen längeren Zeitraum angehäuft hätten.
Die Proben zum Stück "Solo Sunny" nach dem gleichnamigen Defa-Film durfte Lydia Bunk als Regisseurin nicht zu Ende bringen.
Mehr ins Detail geht er nicht. Auch, weil es ein noch laufendes juristisches Verfahren gebe. Jedenfalls habe er das Arbeitsverhältnis auf dringenden Wunsch des Ensembles beendet, so der Intendant. Lydia Bunk wurde zunächst – so schildert sie es auch selbst – ein Aufhebungsvertrag angeboten. Unterschreiben wollte sie diesen aber nicht und hat stattdessen eine Klage gegen die Kündigung eingereicht.
Geschasste Schauspielleiterin weist die Vorwürfe zurück
Lydia Bunk hat die Kündigung vollkommen überrascht, wie sie in einer Stellungnahme schreibt. Die darin aufgeführten Gründe seien "unhaltbar und nicht nachvollziehbar". Besonders das abrupte Ende ihrer Regiearbeit bei "Solo Sunny" sei für sie schmerzlich und unnötig. Auch Bunk will wegen des noch offenen juristischen Verfahrens nicht konkreter auf die Vorwürfe eingehen.
Jens Neundorff von Enzberg ist Intendant am Staatstheater Meiningen sowie am Landestheater Eisenach.
Gleichwohl bedauere sie das Ende ihrer Arbeit in Eisenach. Zumal das Haus unter ihrer Leitung Erfolge verbucht habe, sowohl künstlerisch als auch, was die Einnahme- und Auslastungsituation angehe. Wie Jens Neundorff von Enzberg bestätigt, sind die Besucherzahlen in der vergangenen Spielzeit gestiegen. Der Intendant sieht den Grund aber vor allem in der Umstrukturierung von einem Schauspiel nur für junges Publikum zu einer Schauspielsparte für alle.
Aussage gegen Aussage: Was sagt das Ensemble?
Das Ensemble bestätigt die Version des Intendanten. Die acht Schauspielerinnen und Schauspieler haben sich laut gemeinschaftlicher Stellungnahme geschlossen für einen Wechsel der Leitung ausgesprochen. Dies sei notwendig gewesen, da "weder eine vertrauensvolle noch künstlerisch wertvolle Arbeit mehr möglich war". Die Probleme hätten sich über die Spielzeit gesteigert und seien nicht durch Gespräche zu lösen gewesen. Horcht man abseits des Schauspielensembles in das Theater hinein, zeigt sich aber auch: Nicht jeder hatte so große Probleme mit Lydia Bunk.
Mehrere Wechsel am Eisenacher Schauspiel in kurzer Zeit
Fakt ist, seit der Intendanz von Jens Neundorff von Enzberg gab es innerhalb von vier Jahren drei Leitungswechsel am Landestheater Eisenach. Bei genauerer Betrachtung der Fälle muss man jedoch konstatieren: Parallelen, die auf etwas Grundsätzlicheres hindeuten könnten, gibt es keine.
Das Landestheater Eisenach verzeichnete eigenen Angaben nach in letzter Zeit mehr Zuschauer, damit einher ging eine Umstellung des "Jungen Schauspiels" auf "Schauspiel".
Bis zu dieser Spielzeit gab es in Eisenach keine reguläre Schauspielsparte mit Abendspielplan, sie wurde erst jetzt wieder eingeführt. Vorher wurde in Eisenach Theater für junges Publikum gemacht. Das heißt: Die Vorgängerinnen von Lydia Bunk waren Leiterinnen der Abteilung Junges Schauspiel.
Jule Kracht übernahm die Position 2021 und blieb nur zwei Jahre. Hintergründe waren wohl persönliche Gründe. Danach übernahm Esther Jurkiewicz. Sie war ab 2023 ein Jahr Schauspielleiterin. Ihr Vertrag sei regulär ausgelaufen, so Intendant Jens Neundorff von Enzberg. Auf die dann neu ausgeschriebene Leitungsposition in der neu gegründeten Sparte habe sie sich nicht beworben.
Mit Jurkiewiczs Weggang tauchte vor etwa einem Jahr ein anonymer Brief auf, in dem es hieß, die Arbeitsatmosphäre am Haus sei schwierig. Der Intendant kündigte daraufhin an, sich der Kritik und den Problemen anzunehmen. Seitdem ist es ruhig geblieben.
Wie geht es am Schauspiel Eisenach weiter? Der Intendant will das Ensemble bei einer Neubesetzung mit einbeziehen.
Ensemble soll bei Neuausschreibung einbezogen werden
Lydia Bunk ihrerseits schreibt, sie habe sich eine freundlichere und respektvollere Kommunikation gewünscht. Konflikte seien ihrer Meinung nach von der Theaterleitung nicht mit der nötigen Fürsorgepflicht behandelt worden. So sei auch Raum für Gerüchte entstanden. Als Problem beschreibt sie auch, dass es keine klare Trennung zwischen Kunst und Verwaltung gegeben habe. Da hätten sich Aufgabenfelder vermischt, was eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gestört habe.
Jens Neundorff von Enzberg erwidert: Lydia Bunk habe in ihrer Leitungsrolle eben auch verwalterische Aufgaben gehabt, denen sie aber leider nicht gerecht geworden sei. Der Intendant hat angekündigt, dass – sollte es zu einer Neuausschreibung der Stelle kommen – er das Ensemble in den Entscheidungsprozess einbeziehen wolle.
Quellen: MDR KULTUR (Marlene Drexler), Landestheater Eisenach, redaktionelle Bearbeitung: lm, vp
