
So wollen Senioren Ausbildungsabbrüche bei Jugendlichen verhindern
Wie strukturiere ich meinen Alltag und lerne gleichzeitig für die Berufsschule? Viele Auszubildende sind damit überfordert und brechen ihre Ausbildung ab. Eine Initiative des Senior Expert Service will das ändern.
Beim Start ins Berufsleben ist nicht nur die Arbeit selbst Neuland für Auszubildende - viele müssen auch zum ersten Mal im Leben den Alltag allein bewältigen. Das heißt: Selbstständig leben, den Tag strukturieren und gleichzeitig für die Berufsschule und die Ausbildung lernen. Auszubildende mit Migrationshintergrund müssen oft auch die deutsche Sprache noch besser lernen.
Viele brechen ihre Lehre ab - und beginnen keine neue Ausbildung
Das kann zu viel auf einmal sein, sagt Klaus Brandl. Er ist vom Senior Expert Service (SES) und als Regionalkoordinator für das Programm "VerAPlus" in Kiel zuständig: "Es ist so, dass bei Azubis der Alltag mittlerweile so voller Probleme ist, dass sie die Zeit zum Lernen gar nicht richtig finden." Laut Berufsbildungsstatistik wird bei einem Drittel der Auszubildenden in Schleswig-Holstein der Ausbildungsvertrag vorzeitig gelöst. Viele beginnen danach keine neue Ausbildung.
Unterstützung von Senioren gegen Fachkräftemangel
Wer dann keinen Abschluss hat, dem droht die Arbeitslosigkeit. 2024 waren fast 21 Prozent der Menschen ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung arbeitslos gemeldet, so steht es in der Berufsbildungsstatistik. Den Unternehmen fehlen so wichtige Fachkräfte. Der Senior Expert Service von Klaus Brandl hat daher das Programm "VerAPlus" ins Leben gerufen. "VerA" - das steht für Verbesserung von Ausbildungserfolgen. Das "Plus" sind sogenannte Seniorexperten, die den Azubis zur Seite gestellt werden. Der SES ist nach eigenen Angaben die größte deutsche Ehrenamtsorganisation für Fachkräfte im Ruhestand oder in der Auszeit.
Wir helfen, den Alltag zu sortieren und Probleme zu lösen, damit die Energie fürs Lernen dann auch frei wird
So funktioniert "VerAPlus"
Der Zugang zu "VerAPlus" soll laut Klaus Brandl möglichst niederschwellig sein. Auszubildende können eine Hotline anrufen und so erste Informationen bekommen - die Nummer steht auf der Homepage vera.ses-bonn.de. Über ein kurzes Formular auf der Homepage können sie sich dann für das Programm anmelden. Anschließend wird ein geeigneter Seniorexperte gesucht - der sollte am besten fachlich einen ähnlichen Hintergrund wie der Azubildende haben und in der Nähe wohnen, so Brandl.
Nach einem ersten Kennenlernen wird entschieden, ob Auszubildender und Experte zusammenarbeiten. Passt es, gibt es Treffen nach Bedarf - meistens einmal pro Woche für circa zwei Stunden. Um die 170 Tandems gibt es laut Brandl aktuell in Schleswig-Holstein - Tendenz steigend. Immer mehr Seniorexperten werden gesucht. Er sagt: 75 Prozent der Auszubildenden in den Tandems schaffen ihre Ausbildung. "VerAPlus" wird unter anderem durch Bundesmittel finanziert.