
Segeln lernen in Schleswig-Holstein: So gelingt der Einstieg
Zwischen Nord- und Ostsee, Seen und Förden: Schleswig-Holstein bietet beste Bedingungen für Segel-Anfänger. Was vor dem ersten Törn wichtig ist.
Ob Jolle, Katamaran oder Yacht: Schleswig-Holstein bietet beste Bedingungen für den Segelsport. Allerdings mahnen erfahrene Wassersportler, nicht ohne Vorbereitung und Wissen aufs Wasser zu gehen. Wer einen Kurs besucht, sich über Regeln und Reviere informiert und mit Respekt vor Wind und Wetter startet, dürfte sich auf Schleswig-Holsteins Gewässern wohl fühlen.
Wie viel kostet Segeln?
Die Frage hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Will ich ein eigenes Boot nutzen oder mir gelegentlich eines leihen? Was für ein Boot soll es sein - kleine Jolle oder große Yacht? Segelbereite Jollen bekommt man auf dem Gebrauchtbootmarkt teils schon für 500 Euro, seegängige Yachten für 5.000 Euro, nach oben gibt es dabei aber kaum Grenzen.
Neben den Anschaffungskosten muss aber auch immer der Unterhalt und gegebenenfalls Liegeplatzkosten bedacht werden. Dabei gilt: Je größer das Boot, desto höher die Unterhaltskosten. Der Segelsport ist so facettenreich wie kaum ein anderer. Hier dennoch einige Anhaltspunkte.

Die Anschaffung von einem Segelboot kann sehr unterschiedlich stark zu Buche schlagen. Während große neuere Segelyachten oft sechstellige Beträge kosten, sind kleine gebrauchte, aber segelfertige Jollen auch schon für etwa 500 Euro zu bekommen.
Wie viel kostet ein Segelschein?
Für den Segelsport/Wassersport gibt es unterschiedliche Scheine, erklärt Mara Zapp von der Segelschule Well Sailing in Neustadt in Holstein. So gibt es für Einsteiger den Segel-Grundschein zum Beispiel vom VDWS (Verband Deutscher Wassersport Schulen) und dem VDS (Verband Deutscher Sportbootschulen). Lernen kann man dafür häufig in kompakten Wochenend- oder Ferienkursen bei kommerziellen Anbietern.
Die Scheine erlauben das stundenweise Ausleihen von kleineren und meist unmotorisierten Booten, häufig unter der Oberaufsicht einer Segelschule, erläutert die Segellehrerin. Kostenpunkt: rund 300 bis 500 Euro - je nach Anbieter und Umfang.
Diese Verbandsscheine sind allerdings keine amtlichen Sportbootscheine, sondern richten sich eher an Urlauber, Anfänger und Menschen, die ihre ersten Segelerfahrungen machen möchten. Wer dagegen mit Segel- oder Motorbooten mit mehr als 15 PS unterwegs sein möchte (7,5 kW bei Elektromotoren), braucht entweder einen Sportbootführerschein Binnen oder Sportbootführerschein See.
Die Ausbildung ist deutlich umfangreicher. So gibt es Theorie in Navigation, Kollisionsverhütungsregeln, Knotenkunde, Schifffahrtsrecht, Wetterkunde und gegebenenfalls Praxis. Zudem muss ein ärztliches Attest vorgelegt und eine theoretische und praktische Prüfung abgelegt werden.

Ist das Boot mit mehr als 15 PS motorisiert, ist ein Sportbootführerschein verpflichtend.
Die Sportbootführerscheine werden von Yachtvermietern verlangt, um sich ein Boot leihen zu dürfen. Der Umfang der Ausbildung schlägt sich auch im Preis nieder. Mit Kursgebühren, Lehrmaterialien, Attest und Prüfungsgebühren kommen bei den Sportbootführerscheinen schnell Kosten von 500 bis 850 Euro zusammen.
Braucht man zum Segeln einen Segelschein?
Grundsätzlich ist das Segeln auch ohne Schein erlaubt. In der Sportbootführerscheinverordnung und der Binnenschifffahrtsstraßen-Verordnung ist lediglich geregelt, dass auf Seeschifffahrtsstraßen und Binnengewässern ein Führerschein gebraucht wird, wenn das Boot mit mehr als 15 PS motorisiert ist. Das klingt verlockend, birgt aber Gefahren.
Ralf Abratis vom Seglerverband Schleswig-Holstein rät dringend dazu, sich mit den sogenannten Kollisionsverhütungsregeln (KVR) vertraut zu machen. Sie gelten auf allen Bundeswasserstraßen und auf See - also dort, wo man mit Berufsschifffahrt, Motorbooten und anderen Seglern in Kontakt kommt.

Der Sportbootführerschein Binnen berechtigt, neben dem Sportbootführerschein See, Boote zu fahren, die mit mehr als 15 PS motoriesiert sind. Darunter ist kein Schein verpflichtend.
Wer gegen die KVR verstößt und einen Unfall verursacht, hat nicht nur ein rechtliches Problem, sondern auch ein Haftungsproblem.
Die Regeln schreiben etwa vor, wer wann ausweichen muss und wie man sich im Verkehrstrennungsgebiet, also in viel befahrenen Wasserstraßen mit Gegenverkehr, verhält.
Kann man auch in Segelvereinen segeln lernen?
Segeln lernen ist aber nicht nur in kommerziellen Segelschulen möglich, auch in den mehr als 200 Vereinen in Schleswig-Holstein, berichtet der Seglerverband. Viele bieten auch Schnupperkurse an. Alle Vereine sind auf der Webseite des Segelverbandes Schleswig-Holstein SVSH gelistet. Die Mitgliedsbeiträge der Vereine unterscheiden sich stark und liegen zwischen 100 und etwa 350 Euro im Jahr. Hinzu kommen oftmals Aufnahmegebühren.
Wo darf man segeln und wo nicht?
In den meisten Küstengewässern in Schleswig-Holstein darf frei gesegelt werden - mit Ausnahmen. Der Nord-Ostsee-Kanal darf zum Beispiel nicht ausschließlich unter Segel befahren werden, berichtet Ralf Abratis vom SVSH. Dort muss der Motor mitlaufen. Das Segel darf allenfalls unterstützend gesetzt werden. Viele Binnenseen sind teilweise Naturschutzgebiet oder verpachtet.
Der Selenter See im Kreis Plön beispielsweise darf nur etwa zur Hälfte befahren werden, der Lanker See im selben Kreis hat gesperrte Zonen. Auch für den Ratzeburger See im Kreis Herzogtum Lauenburg gibt es zahlreiche Einschränkungen und Regelungen des Kreises, die auf der Webseite des Kreises nachgelesen werden können. Wer sicher gehen will, sollte sich beim örtlichen Segelverein oder Campingplatz mit Seezugang informieren, rät Abratis.
Welche Reviere in SH sind für Anfänger geeignet?
Nicht jedes Segelrevier eignet sich für Einsteiger. Besonders empfehlenswert sind windgeschützte Buchten mit klaren Uferlinien, so der Seglerverband. Die Flensburger Förde, Teile der Schlei, die Strander Bucht oder die Lübecker Bucht gelten als gute Übungsreviere. Hier ist allerdings die Windrichtung zu beachten. Bei östlichen Winden ist der Wellengang oft stärker, bei ablandigem Wind dagegen können unerfahrene Segler auch mal abgetrieben werden. Von der Nordsee rät der Seglerverband Anfängern ab. "Starke Strömungen und der Tidenhub machen das Revier anspruchsvoll", so Abratis. Auch Flüsse wie die Elbe erfordern Erfahrung und exakte Planung.

Optimisten sind eine gute Möglichkeit für Kinder, mit dem Segeln anzufangen - sie kentern nicht so schnell.
Welche Sicherheitsregeln gibt es?
Für das Segeln gibt es keine gesetzliche Pflicht, eine Schwimmweste zu tragen. Doch die Wasserschutzpolizei und auch die Segelschulen empfehlen dringend, sie immer zu nutzen. "Probleme auf dem Wasser eskalieren eher als an Land und die Rettung von außen dauert länger und ist schwieriger", warnt Segellehrerin Mara Zapp. Grundsätzlich müssen Wassersportler die Vorfahrtsregeln beziehungsweise die Kollisionsverhütungsregeln beherrschen und sich daran halten.
Wo übernachten? Sportboot-Häfen in Schleswig-Holstein
Mit über 30.000 organisierten Seglern in über 200 Vereinen ist Schleswig-Holstein ein echtes Segelland - und das zeigt sich auch an der Infrastruktur. Moderne Häfen wie die Ancora Marina in Neustadt, der Passathafen Travemünde, oder die Häfen in Heiligenhafen, Laboe, Eckernförde bis hoch nach Flensburg bieten alles, was Freizeitsegler brauchen, so der Seglerverband. Für spontane Törns empfiehlt sich allerdings, rechtzeitig einen Liegeplatz zu reservieren, wenn man mit einer größeren Yacht unterwegs ist. Viele Häfen seien in der Saison gut belegt. Orientierung bietet die Plattform sejlerens.com, die alle Häfen in Deutschland und Dänemark inklusive Ausstattung auflistet.
Schlafen an Bord in einer geschützten Bucht ist ebenfalls möglich, denn geankert werden darf überall, wo es nicht verboten ist. Allerdings appelliert der Seglerverband, lieber einen Hafen anlaufen, um nicht die wichtigen Seegraswiesen in der Ostsee zu zerstören.

Versierte Segler können zum Übernachten auch eine Ankerbucht aufsuchen, Anfänger sollten aber lieber Häfen nutzen.