
ADFC-Umfrage: Wie fahrradfreundlich sind die Städte im Norden?
Bei der alljährlichen Befragung kommt raus: Kiel bleibt Spitzenreiter in Schleswig-Holstein, in Niedersachen ist es Hannover, in Mecklenburg-Vorpommern Greifswald. Hamburg liegt bundesweit im Städte-Ranking auf Platz sieben.
Alle zwei Jahre will der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) im Fahrradklima-Test wissen, wie fahrradfreundlich Radfahrerinnen und Radfahrer die Verkehrssituation in ihrer Kommune einschätzen. Bundesweit machten etwa 213.000 Menschen mit. In Niedersachsen waren es vergangenes Jahr knapp 23.000, in Schleswig-Holstein 7.000. Sie beantworteten zum Beispiel Fragen zu Radwegbreiten, Baustellenführung oder Falschparkern.
Kommunen insgesamt maximal "befriedigend" für Radfahrende
Aus einer Kommune müssen je nach Größe mindestens 50, 75 oder 100 Bewertungen eingehen, damit sie es ins Ranking schafft. In Schleswig-Holstein sind 45 Städte und Gemeinden in der Gesamtwertung gelandet - mehr als die Schulnote 3 erreichte dabei laut ADFC keine Kommune.
In Niedersachsen liegt die Durchschnittsnote für Städte über 50.000 Einwohner:innen bei 3,8. Besonders wichtig sind den Befragten in Niedersachsen laut ADFC die gesellschaftliche Akzeptanz von Radfahrenden, das Sicherheitsgefühl sowie die Hindernisfreiheit auf Radwegen. Alles drei wurde überwiegend negativ bewertet. Beispielsweise sind 61 Prozent in Niedersachsen unzufrieden mit dem Sicherheitsgefühl im Radverkehr.
Besseres Miteinander im Straßenverkehr gefordert
Es brauche mehr als "gute Wege", sagt Rüdiger Henze, Landesvorsitzender des ADFC Niedersachsen: "Rücksicht, Respekt und ein besseres Miteinander im Straßenraum sind ebenso entscheidend." Und Jan Voß, Landesgeschäftsführer des ADFC Schleswig-Holstein, sagt: "Leider gibt es in vielen Kommunen bei der Fahrradfreundlichkeit noch deutlichen Nachholbedarf." Insgesamt sei erkennbar, dass Radfahrerinnen und Radfahrer in SH höhere Anforderungen an die Infrastruktur stellten. Das liegt laut ADFC auch an der gestiegenene Zahl der E-Bikes.
Viel Nachholbedarf aus Radfahrer-Sicht
Besonders die Breite der Radwege und die Oberfläche ärgert Radfahrerinnen und Radfahrer in Niedersachsen und Schleswig-Holstein offenbar immer wieder: "Die Menschen erwarten angemessen breite Wege und eine intakte Oberfläche. Das ist in vielen Orten leider keine Selbstverständlichkeit", kritisiert Voß. Schlecht bewertet wurde außerdem, dass Radverkehr an Baustellen selten mitgedacht werde.
Aber auch Positives zeigt die Befragung: So sorge zum Beispiel die Öffnung von Einbahnstraßen in beide Richtungen für Radfahrerinnen und Radfahrer für gute Bewertungen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. In Schleswig-Holstein wird auch die Stimmung zwischen Verkehrsteilnehmenden laut der Umfrage als gut empfunden. Die Niedersachsen dagegen loben die Erreichbarkeit der Stadtzentren.

Hier läufts rund für Radfahrende: Auf der fünf Kilometer langen Veloroute 10 vom Citti-Park zur Universität in Kiel.
Kiel ist Schleswig-Holsteins fahrradfreundlichste Kommune
Kiel bleibt laut ADFC die fahrradfreundlichste Kommune in Schleswig-Holstein und landet auch im bundesweiten Vergleich in der Stadtgröße auf Platz vier. "Kiel kann insbesondere beim Radroutennetz punkten. Abzüge gibt es für den Winterdienst und für die Fahrradmitnahme im ÖPNV", ordnet ADFC-Landesgeschäftsführer Voß die Ergebnisse ein. Norderstedt (Kreis Segeberg), Geesthacht (Kreis Herzogtum Lauenburg) und Plön behaupten ihre guten Positionen aus den vergangenen Jahren.
Deutlich verbessern konnte sich Preetz (Kreis Plön) und war damit Spitzen-Aufholer im Land. Die Stadt punktete laut ADFC vor allem mit einer extra eingestellten Mobilitätsmanagerin. "Preetz zeigt im Kleinen, wie Radverkehrsförderung beginnen kann, und ist damit ein gutes Vorbild", resümiert Voß.
Fahrradfreundlichste Städte in Niedersachsen
Hannover, Oldenburg und Nordhorn zählen laut der Umfrage zu den fahrradfreundlichsten Kommunen in Niedersachsen. Bei Städten über 500.000 Einwohner:innen belegt Hannover bundesweit sogar den zweiten Rang - mit einer Note von 3,52 . Besonders positiv hervorgehoben wurden dem ADFC zufolge kleinere Städte wie Nordhorn, aber auch Celle und Meppen.
Vor allem in kleineren Städten mit weniger als 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern gebe es Fortschritte bei der Fahrradfreundlichkeit, sagte Isabella Breeck vom ADFC Niedersachen auf NDR Info. Das liege daran, dass dort Radverkehrs-Konzepte erstellt und dann auch umgesetzt werden. Die Befragten der Umfrage hätten das entsprechend gewürdigt, so Breeck. Wichtig und erfreulich sei auch, dass viele Kommunen mittlerweile gezielt Werbung fürs Radfahren machen.
Hamburg deutschlandweit unter den Städten auf Rang 7
Hamburg ist im deutschlandweiten Städtevergleich (Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern) einen Platz abgerutscht und belegt nun den siebten Rang. 58 Prozent der Befragten empfinden das Radfahren in Hamburg als "stressig". Cajus Pruin vom ADFC Hamburg sieht als Grund dafür insbesondere die Sicherheit. Viele Radfahrende würden auf Hamburgs Straßen von Auto- und Lkw-Fahrern genötigt und gefährdet, sagt er: "Die Polizei muss endlich die viel zu geringen Abstände beim Überholen sowie das Anhupen und Drängeln von Autofahrenden kontrollieren und sie auch wirksam sanktionieren."
Häufig seien Radwege zudem von Autos zugeparkt. Und auch der mangelhafte Winterdienst sorgte für Kritik. Als positiv bewerteten die Hamburger Befragten die Fahrradmitnahme in Bussen und Bahnen sowie die Fahrradverleihsysteme.
So schneiden die Orte in MV ab
In Mecklenburg-Vorpommern hat der ADFC insgesamt sieben Orte berücksichtigt. Mit 3,46 wurde Greifswald in dem Land vergleichsweise am besten bewertet, gefolgt von Neubrandenburg, Wismar und Schwerin. Rostock hat die Note 4,02 erhalten. Schlusslichter in MV bilden Ludwigslust und Stralsund.