Ein Theaterensemble auf der Bühne

Sachsen Dresden: Festspielhaus Hellerau mit Wagner, Wende und indischem Tanztheater

Stand: 18.06.2025 16:23 Uhr

Am Mittwoch hat das Festspielhaus Hellerau in Dresden seine neue Spielzeit vorgestellt. 2025/2026 dürfen sich Interessierte auf deutsche und internationale Inszenierungen freuen. So dient etwa Richard Wagners "Ring der Nibelungen" als Vorlage für innovatives Tanztheater und ein Kollektiv aus dem indischen Bangalore kooperiert für eine Produktion mit einer Berliner Tanzgruppe. Allerdings werfen die finanziellen Kürzungen einen langen Schatten auf die Kulturinstitution.

Von MDR Kulturdesk

Das Festspielhaus Hellerau hat am Mittwoch das Programm für die neue Spielzeit 2025/2026 vorgestellt – trotz erheblichen finanziellen Drucks. Im vergangenen Jahr war bekannt geworden, dass dem Festspielhaus – wie auch anderen Kulturinstitutionen Dresdens – radikale Kürzungen der öffentlichen Mittel drohen. Damals hieß es, allein die städtischen Gelder sollten um 600.000 Euro reduziert werden. Zusammen mit Bundesmitteln war von insgesamt minus 1,2 Millionen Euro die Rede. Es stand auch im Raum, den Spielbetrieb nur noch vier statt zehn Monate aufrechterhalten zu können.

Festspielhaus Hellerau

Kulturinstitution unter Sparzwang: Das Festspielhaus Hellerau.

Am Mittwoch sagte Schlewitt, inzwischen seien die Kürzungen teils zurückgenommen worden. Die Stadt Dresden etwa kürze die Zuwendungen nur noch um 420.000 Euro. Vor dem Hintergrund der unsicheren Finanzierungslage zeigte sie sich dankbar gegenüber ihren Mitarbeitenden: "Ich finde es auch ganz toll, wie das Team hier mitzieht. In so einer Situation immer wieder flexibel zu sein, verlangt auch einiges ab."

Starten wird die Saison nach Angaben des Hauses mit der Veranstaltung "Heller Sommer" am 22. August, die mit Stücken renommierter Tanz-Companies unter freiem Himmel Besucher anlocken soll.

Spurensuche in der Wendezeit

Einen Schwerpunkt werde das Festival "Transformation Forever" bilden, sagte Intendantin Carena Schlewitt MDR KULTUR: "Es geht um die Transformationsprozesse seit dem Umbruch 1989/1990 in Mittel- und Osteuropa, aber natürlich auch in Ostdeutschland." Unter dem Titel "Spurensuche" wird im Rahmen von kurzen Bühnenstücken, Vorträgen und einer Ausstellung die Geschichte des Festspielhauses in den 90er-Jahren thematisiert.

Darüber hinaus wird das Festspielhaus eine Reihe von deutschen und internationalen Produktionen auf die Bühne bringen. So werde beispielsweise der "Ring ohne Worte" – eine Adaption von Richard Wagners "Ring der Nibelungen" des Geigers und Dirigenten Lorin Maazel – als "immersiver Bildraum mit unsichtbarem Orchester" inszeniert.

Schauspieler auf der Bühne

Einer der internationalen Künstler der kommenden Spielzeit ist der ungarische Choreograf Viktor Szeri.

Das indische "Sandbox Collective" wird zusammen mit der Tanzgruppe "She She Pop" aus Berlin das feministische und postkoloniale Stück "Wait to be seated" aufführen. Die polnische Regisseurin Marta Górnicka macht derweil den andauernden Krieg in der Ukraine zum Thema und gibt Frauen aus dem von Russland angegriffenen Land sowie aus Belarus und Polen im Stück "Mothers" eine Stimme.

Finanz-Kürzungen erschweren Tanzbetrieb

Dass das Kulturzentrum im Norden Dresdens eine so umfangreiche Spielzeit anbieten könne, sei, so Intendantin Schlewitt, auch den Fördergeldern von verschiedenen Stiftungen und der Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern zu verdanken: "Das erfreut uns natürlich, dass wir damit immer noch ein ganzjähriges, spannendes Spielzeit-Programm machen können. Es ist ein ständiger Balance-Akt zwischen langfristiger Planung, Einwerbung von Mitteln und möglichen kurzfristigen Änderungen." Denn sollten bestimmte Drittmittel nicht fließen, müsse man auch einzelne Projekte absagen oder verschieben.

Quellen: MDR KULTUR (Raik Steingasser), Hellerau - Europäisches Zentrum der Künste, Redaktionelle Bearbeitung: tis, hki