Ein Bild von Avin am Gedenkort an der Unglücksstelle in Hürth

Nordrhein-Westfalen Tödlicher Unfall in Hürth: "Das Herz unserer Tochter schlägt weiter"

Stand: 15.06.2025 08:35 Uhr

Zwei Tage nach dem Verkehrsunfall in Hürth am 4. Juni kam die Nachricht vom Tod des schwerverletzten Mädchens. Avin war zehn Jahre alt. Die Eltern haben sich beim WDR gemeldet, um deutlich zu sagen, dass die Unfallstelle sicherer gemacht werden muss. Sie haben aber auch berichtet, dass die Organe ihrer Tochter nun anderen Menschen helfen.

Von Markus Schmitz und Bamdad Esmaili

An der Unfallstelle haben Mitarbeiter der Stadt Hürth die vielen Kerzen, Blumen und Plüschtiere von der Verkehrsinsel auf den benachbarten Bürgersteig verlagert. Aus Sicherheitsgründen. Auf einem Foto ist Avin zu sehen. Sie lacht ausgelassen. 

Zwiegespräch mit Tochter

Der Vater der verunglückten Avin

Avins Vater musste sich nach dem Unglück mit der Frage der Organspende beschäftigen

In der Nähe zum Unfallort treffen wir Avins Vater zu einem Interview in der Wohnung eines Bekannten. Er sitzt am Tisch. Seine Tochter musste nach dem Zusammenprall am Unfalltag reanimiert werden. Schnell stellte sich heraus, dass das Kind wenig Überlebenschance hat. Deswegen waren die Eltern früh mit der Frage konfrontiert, ob die Organe ihrer Tochter zur Spende freigeben werden sollen. 

Vater: Glaube half ihm

Der Vater habe mit seiner bewusstlosen Tochter eine Art Zwiegespräch geführt. "Ich habe sie gefragt, ob sie einverstanden sei, die Organe zu spenden", so der Vater. Als später seine Frau aus der Krankenhauskapelle mit einem Gebetszettel zurückgekommen sei, und der Vater die Botschaft darauf gelesen habe, dass Gott ihn ermutige, habe er seine Antwort bekommen.

Sechsjährige bekommt Avins Herz

Der Vater berichtet weiter, dass das Personal der Kölner Uni-Klinik ihm und seiner Frau mitgeteilt hat, dass das Herz seiner Tochter mittlerweile in der Brust eines sechs Jahre alten Mädchens eingepflanzt wurde. Bei diesen Worten muss der Vater innehalten. "Der Körper der Sechsjährigen hat das Herz angenommen", sagt er. Das Mädchen sei inzwischen aus der Narkose erwacht.

Er hoffe das die Organspende seiner Tochter ein Zeichen für andere ist: "Das, wenn wir jemanden Geliebtes verlieren, wir anderen Menschen helfen, ihre Liebsten zu behalten."

Anteilnahme bei WDR-Community

Avins Tod und die Entscheidung der Eltern, ihre Organe zu spenden, hat auch die WDR-Community bei Facebook tief bewegt. "Was für eine Geste, was für eine Entscheidung von den Eltern", schreibt Hannelore Schneider. Sie sei Organempfängerin und lebe damit seit 31 Jahren. "Somit konnte ich meine Enkel und eine Urenkelin kennenlernen."

Auch Angelina Wiener, selbst Organspenderin, findet Avins Geschichte sehr bewegend. "Unser Mitgefühl gilt den Eltern, die diese schwere Entscheidung getroffen haben." Sie kenne zwei Frauen, die dank einer gespendeten Niere noch viele Jahre leben könnten.

Vater: "Unfallstelle muss sicherer werden"

Die Familie von Avin ist vor sieben Jahren aus dem Iran nach Deutschland gekommen. Der Vater sagt, dass der Ort, an dem der Unfall passierte, ein Schulweg sei. Zum Beispiel ein Tempolimit könnte den Ort sicherer machen.

Am Wochenende soll Avin beigesetzt werden. Die Eltern möchten, dass die, die daran teilnehmen, weiße Kleidung anziehen. Sie sehen es als Feier, sagen sie, bei der man fröhlich sein soll. Und dann sagen die Eltern einen Satz, mit einer besonderen Bedeutung: "Denn schließlich schlägt das Herz unserer Tochter weiter."

Auch Schulbegleiter erlag seinen schweren Verletzungen

Die Unglücksstelle in Hürth

Die Unglücksstelle in Hürth

Der bei dem Unfall schwer verletzte 25-jährige Schulbegleiter ist am Sonntagmorgen knapp zwei Wochen nach dem Unfall ebenfalls seinen Verletzungen erlegen. Auch er hat als Organspender andere Menschen gerettet. Am 13. Juni war bei ihm die Hirntoddiagnostik eingeleitet worden.

Unsere Quellen:

  • Gespräch mit dem Vater von Avin
  • Staatsanwaltschaft Köln
  • ots