Nahaufnahme von Wassertropfen

Nordrhein-Westfalen Grundwasser in NRW: Studie warnt vor Übernutzung

Stand: 16.06.2025 13:25 Uhr

In mehr als der Hälfte der Kreise und Städte in NRW wird momentan mehr Grundwasser genutzt, als neu gebildet werden kann. Das sagt eine neue Studie. Müssen wir uns Sorgen machen?

Dass jederzeit Wasser aus dem Hahn fließt, ist für uns selbstverständlich. Jetzt sagt eine neue Studie des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), dass in mehr als der Hälfte der NRW-Regionen mehr Grundwasser genutzt wird, als neu gebildet werden kann. 32 von 53 Kreisen und kreisfreien Städten leiden demnach unter "Grundwasserstress". Müssen wir uns Sorgen machen, dass das Wasser irgendwann nicht mehr ausreicht?

Professor: Große regionale Unterschiede

Gesprächspartner und Hydrogeologe Nico Goldscheider

Prof. Nico Goldscheider

Laut Nico Goldscheider, Professor für Hydrogeologie am Karlsruher Institut für Technologie, gibt es große regionale Unterschiede. "Es gibt vom Umweltbundesamt eine Einschätzung, dass ungefähr 95 Prozent der Grundwasserkörper im Prinzip mengenmäßig in einem guten Zustand sind", sagte der Wissenschaftler am Montag im WDR-Interview. Aber in manchen deutschen Regionen, gerade im Norden und im Osten, seien rückgehende Grundwasserstände zu beobachten.

Rheinregion besonders betroffen - Bonn greift bereits ein

In Nordrhein-Westfalen sind besonders die Regionen entlang des Rheins von niedrigen Grundwasserständen betroffen. Unter anderem die Stadt Bonn hat vor Kurzem auch verboten, Wasser aus Bächen zu entnehmen.

Wie wird unser Grundwasser verbraucht?

Laut der BUND-Studie wird über die Hälfte des Grundwassers in Deutschland für die Versorgung mit Trinkwasser entnommen. Mit Fernleitungen wird es teils mehrere hundert Kilometer weit in größere Städte transportiert.

Luftaufnahme mit einer Drohne: Wassersprenger bewässert Feld

Die Landwirtschaft verbraucht viel Grundwasser.

Aber auch Bergbau, Industrie und Landwirtschaft spielten eine Rolle - der rheinische Braunkohletagebau etwa senkt durch das Abpumpen riesiger Wassermengen die Grundwasserspiegel stark. "In einzelnen Landkreisen, in einzelnen Regionen sind die Entnahmen für die Landwirtschaft schon ziemlich hoch. Und das sind dann auch Regionen, wo wir Probleme bekommen", so Goldscheiders Einschätzung.

Klimawandel verändert den Wasserkreislauf

Dem Karlsruher Hydrogeologen zufolge liege Deutschland im weltweiten Vergleich "so ein bisschen im Mittelfeld".

Wir haben keine sehr komfortable Situation hinsichtlich der Wasserressourcen, sind aber auch weit davon entfernt, eine wirklich dramatische Lage zu haben.

Nico Goldscheider, Professor für Hydrogeologie

Laut Goldscheider ist der Klimawandel auch nicht per se dramatisch für die Grundwassermenge. Je wärmer es werde, umso mehr Wasser befinde sich im Kreislauf: "Das Problem ist nur, dass sich eben die zeitlichen und räumlichen Muster von Niederschlägen und Verdunstung verändern. Und deswegen wird es in manchen Regionen trockener, in anderen feuchter."

Insgesamt ist das Thema Grundwasser und die Einschätzung der Entwicklung komplex - und hängt stark vom regionalen Klima sowie der aktuellen Wetterlage ab.

Unsere Quellen:

  • Studie des BUND
  • WDR-Interview mit Hydrogeologie-Professor Nico Goldscheider

Über dieses Thema berichten wir am 16.06.2025 auch im Radio: Tag um sechs auf WDR 3, ab 18.00 Uhr.