Razzia gegen Schwarzarbeit auf Baustellen

Nordrhein-Westfalen "Ein verdammt gefährliches Versteck": Razzia gegen Schwarzarbeit

Stand: 16.06.2025 16:51 Uhr

Der Zoll ist am Montag gegen Schwarzarbeit auf Baustellen vorgegangen – mit rund 2.800 Beamten bundesweit. In NRW wurde unter anderem in Dortmund, Köln und Bornheim kontrolliert. So läuft ein Einsatz ab.

Von Christoph Hensgen

40 Beamte des Hauptzollamts Köln fahren um 8 Uhr auf einer Baustelle im Gewerbegebiet von Bornheim-Roisdorf vor. Dort wird gerade ein neues Reha-Zentrum errichtet. Beim Anblick der Zollfahrzeug-Kolonne rennt einer der Arbeiter weg. Der junge Mann versucht sich über die Tiefgarage der Kontrolle zu entziehen. Er kommt nicht weit.

Arbeiter hat keine Papiere und ist illegal beschäftigt

"Der junge Mann aus dem Kosovo hat keine Papiere bei sich, spricht kein Deutsch", sagt Jens Ahland, Pressesprecher des Kölner Hauptzollamts. Später stellt sich heraus, dass er illegal beschäftigt ist, also weder eine Aufenthaltserlaubnis, noch eine Arbeitsgenehmigung hat.

"Gerade in der Bau-Branche haben wir es immer wieder mit Subunternehmer-Ketten zu tun, wo Leute, die am Ende sprichwörtlich mit der Schaufel in der Hand haben, viel, viel weniger als den Mindestlohn verdienen, weil vorher schon ganz viele Leute mitverdienen", erklärt Ahland.

Der Sprecher des Kölner Hauptzollamts, Jens Ahland, im Porträt.

Jens Ahland, Sprecher des Kölner Hauptzollamts

Deshalb haben die Beamtinnen und Beamten nicht nur Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung im Fokus. Sie prüfen auch, ob die Arbeitgeber ihre Mitarbeiter korrekt bei der Sozialversicherung angemeldet haben und ob sie ihnen den Mindestlohn bezahlen.

Rohbau, Tiefbau, Verputzen, Abriss – es sind alle Gewerke betroffen. Es gibt einfach Arbeitgeber, die beuten ihre Beschäftigten knallhart aus. Gerade wenn wir über illegal Beschäftigte reden.

Jens Ahland, Pressesprecher des Kölner Hauptzollamts

Der Sprecher sagt weiter: "Über Menschen, die gar nicht arbeiten dürfen und sich dessen bewusst sind, die verdienen zum Teil nur wenige Euro pro Stunde – und dann weiß man auch, wer sich am Ende eine goldene Nase verdient – nämlich die Arbeitgeber."

Die Arbeiter, die überprüft wurden und die legal hier arbeiten, bekommen ein blaues Bändchen ums Handgelenk. Sie dürfen weitermachen. Bei anderen dauert die Kontrolle länger. Auch aufgrund von Verständnisschwierigkeiten – oder weil Ausweise und andere Papiere fehlen.

Zoll hatte Hinweise auf Missstände bekommen

Razzia gegen Schwarzarbeit auf Baustellen

Zollfahnder kontrollieren eine Baustelle

Im Baugewerbe würde der Zoll oft kontrollieren und regelmäßig auf Missstände stoßen, sagt Zollsprecher Jens Ahland. "Und dass wir gerade diese Baustelle in Bornheim überprüfen, ist nicht zufällig", sagt er. "Wir haben Hinweise bekommen, dass es hier Unregelmäßigkeiten geben muss." Oft kommen die von Unternehmen, die bei der Vergabe nicht berücksichtigt wurden, obwohl sie bei ihrem Angebot hart kalkuliert haben.

28 Arbeiter kontrolliert der Zoll in Bornheim. Sechs von ihnen – also mehr als ein Fünftel sind laut Ahland illegal beschäftigt, sie haben weder eine Aufenthaltserlaubnis, noch eine Arbeitsgenehmigung. Die Männer kommen aus Weißrussland und dem Kosovo.

Gefährliches Versteck in 15 Metern Höhe

Einen Mann entdecken die Beamten erst kurz vor Ende ihrer Kontrolle. Er hatte sich in 15 Metern Höhe auf einem Dachvorsprung an die Außenwand des Gebäudes gepresst. "Ein verdammt gefährliches Versteck", so Ahland.

Unsere Quellen:

  • WDR-Gespräch mit Jens Ahland
  • Beobachtungen des WDR-Reporters