Wildschwein

Nordrhein-Westfalen Afrikanische Schweinepest: Fünf Fälle in NRW bestätigt

Stand: 18.06.2025 17:00 Uhr

Landwirtschaftsministerin Gorißen hat am Mittwoch bestätigt, dass inzwischen fünf tote Wildschweine mit dem Virus der Afrikanischen Schweinepest gefunden wurden. Im betroffenen Gebiet bei Olpe gilt eine Tierseuchenverordnung.

Auch die vier weiteren, am vergangenen Samstag gefundenen toten Wildschweine im Kreis Olpe sind am Virus der Afrikanischen Schweinepest verendet. Insgesamt sind damit bislang fünf Todesfälle in NRW bekannt. Das bestätigte Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) am Mittwoch vor dem Umweltausschuss im Landtag.

Die Suche mit Hunden nach weiteren Kadavern gehe weiter. Die Suchtrupps gingen dabei "sehr diskret" vor, um mögliche weitere infizierte Tiere nicht aufzuschrecken. So solle eine unnötige Verbreitung des für Schweine tödlichen Virus verhindert werden.

Jäger sollen Fleischproben abgeben

Derweil herrscht in dem betroffenen Gebiet, das als "infizierte Zone" ausgewiesen wurde, ein Jagdverbot. Jäger, die in den letzten Tagen Wildschweine erlegt haben, sollen Fleischproben zu Sammelstellen bringen. Dort stünden Kühlschränke, die "praktisch täglich" geleert würden, so Gorißen.

Menschen, die durch den Wald bei Olpe spazieren wollen, sollten die Wege nicht verlassen und Hunde anleinen. Auch an Schuhsohlen oder Kleidung könne das Virus hängen bleiben und weiter verbreitet werden.

Vergangene Woche hatte Gorißen bei einem Besuch im Kreishaus in Olpe den Menschen als die größte Gefahr für die Verbreitung des Virus bezeichnet.

Schutzradius von 15 Kilometern wegen Schweinepest eingerichtet

Ein Schild warnt vor dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen

Afrikanische Schweinepest in NRW

Gegen die weitere Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) arbeiten der zuständige Kreis Olpe und das Landeslandwirtschaftsministerium eng zusammen. Die Behörden legten in einem Radius von rund 15 Kilometern um den Fundort des nachweislich an der Schweinepest verendeten Tieres eine so genannte "infizierte Zone" fest, in der seit Dienstag Auflagen für Schweinehalter, Jäger und Hundehalter gelten.

Die Maßnahmen beinhalten:

  • ein Jagdverbot mit wenigen Ausnahmen
  • ein Transportverbot für Wildschweine und Schweine aus dieser Zone - gleiches gilt für Fleisch und Nebenprodukten von Schweinen
  • Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen für diejenigen, die in Kontakt mit Wildschweinen in der Zone gekommen sind - das gilt auch für Autos und Hunde
  • eine Leinenpflicht für private Hunde

Außerhalb der Zone gilt außerdem:

  • ein Verbot der Freilandhaltung für Schweine
  • eine Meldepflicht für Schweinehalter über die Anzahl ihrer Tiere sowie über Todesfälle und Krankheitsanzeichen

"Jetzt ist es zentral, dass es uns gelingt, die notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung des lokalen Falls umzusetzen", sagte ein Sprecher aus dem nordrhein-westfälischen Landwirtschaftsministerium.

Weitere Kadaver gefunden - Virus inzwischen bestätigt

Am Samstag hatte das Ministerium mitgeteilt, dass bei einem toten Wildschwein in der Gemeinde Kirchhundem die Afrikanische Schweinepest nachgewiesen worden war. Es war der erste nachgewiesene ASP-Fall in Nordrhein-Westfalen.

Am Sonntag hatte das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz dann bestätigt, dass vier weitere tote Tiere aufgespürt wurden. Auch bei diesen verendeten Wildschweinen ist das Virus mittlerweile bestätigt.

Großangelegte Suchaktion

Zwei Personen am Wald

Rund 50 Einsatzkräfte suchen weitere tote Tiere

Entdeckt wurden die Tiere im Zuge einer Suchaktion, bei der rund 50 Einsatzkräfte das Gebiet in Olpe/Kirchhundem mit einer speziellen Hundestaffel nach Wildschwein-Kadavern absuchten - und auch fündig wurden.

Seitdem seien keine weiteren infizierten Tiere entdeckt werden, sagte Gorißen am Mittwoch. Systematisch werden immer weitere Kreise rund um den Ursprungsfundort durchsucht. Für den Olper Kreisveterinär Christian Kaiser ist es besonders wichtig, trotz aller Maßnahmen, Tiere nicht zu verschrecken und damit ungewollt zur Flucht anzustiften. Bereits seit Jahren wird jedes gemeldete verendete Tier auf das Virus hin untersucht.

Schweinezüchter seit langem vorbereitet

Robert Gördes ist Schweinezüchter in Sundern. Damit liegt sein Betrieb noch außerhalb der befallenen Zone. "Also da ändert sich momentan noch nichts wirklich", sagt er. Man sei jedoch schon seit langem auf eine solche Situation vorbereitet. Der Betrieb sei beispielsweise eingezäunt, um einen Zutritt von Wildschweinen zu verhindern.    

Sollte die Schweinepest den Hof doch erreichen, müsse die Veterinärbehörde über das weitere Vorgehen entscheiden, meint Gördes. Man müsse jedoch davon ausgehen, dass der Betrieb dann komplett gekeult würde. Das heißt, alle Tiere würden vor Ort getötet und verladen werden. Die Stallungen müssten gereinigt und desinfiziert werden. Dann müssten die Stallungen vermutlich erst mal leer stehen. Gördes erklärt: "Wir züchten Tiere. Das bedeutet, eh wir wieder auf dem Stand sind, wie wir heute sind, würde es etwa zweieinhalb Jahre dauern."

Afrikanische Schweinepest für Menschen ungefährlich

Die Afrikanische Schweinepest ist für Menschen sowie für andere Haus- und Nutztiere ungefährlich. Für Haus- und Wildschweine verläuft jedoch eine Infektion mit dem ASP-Virus fast immer tödlich. Eine Impfung gibt es nicht.

Daher ist das oberstes Ziel der Fachleute, eine Ausbreitung der Tierseuche zu verhindern. Ein Expertenteam aus Epidemiologen unterstützt die Veterinärbehörde des Kreises Olpe vor Ort.

Von Waldspaziergängen absehen

Auch das Kreisveterinäramt appelliert an alle Bürgerinnen und Bürgern aus Kirchhundem, den Wald momentan großflächig zu meiden. Außerdem soll niemand alleine auf die Suche nach toten Tieren gehen. Unter allen Umständen soll verhindert werden, dass das bestehende Wild aufgeschreckt wird, um eine Verschleppung des Virus in bisher ASP-freie Gebiete vorzubeugen. 

Tote Wildschweine melden

Mehrere Personen in Warnkleidung und Rot-Weiß gestreifen Pfosten

Schutzzonen im Wald sind eingerichtet

Dennoch bittet das Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerium darum, Funde von toten Wildscheinen auch außerhalb des Kreises Olpe unmittelbar zu melden. Wer tote oder auffällige Tiere entdecke, solle sich sofort mit Angabe des Standorts und gegebenenfalls mit Fotos bei der Bereitschaftszentrale des LANUV (Tel.: 02 01/71 44 88 oder [email protected]) melden.

2024 erste Ausbrüche in Hessen und Rheinland-Pfalz

Die ursprünglich in Afrika verbreitete Schweinepest wurde 2014 erstmals in der Europäischen Union nachgewiesen. NRW hat bereits seit langem vorbeugende Maßnahmen gegen ASP ergriffen und sich auf einen Ausbruch der Tierseuche vorbereitet.

Im Juni 2024 wurde die Erkrankung erstmals bei Wildschweinen in den benachbarten Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz nachgewiesen.

Wildschwein

Schweinepest bei Wildschwein bestätigt

NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) hatte bereits vergangenes Jahr gesagt, dass ein Ausbruch der Schweinepest in NRW keine Frage des Ob, sondern des Wann sei.

Der Mensch ist Haupt-Risikofaktor

Neben dem direkten Kontakt zu infizierten Wildschweinen gelten wir Menschen und unser Verhalten als Hauptübertragungsquelle. Über Kleidung, Schuhe, Autoreifen oder über Essensreste wie etwa ein achtlos weggeworfenes Wurstbrot durch Reiserückkehrer an einer Raststätte kann das Virus übertragen und verbreitet werden. Es wird zum Beispiel vermutet, dass der Ausbruch im Rhein-Main-Gebiet durch Speisereste verursacht wurde.

Unsere Quellen:

  • Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW
  • Sitzung Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft, Forsten und ländliche Räume am 18.06.25
  • Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband
  • Deutsche Presseagentur dpa
  • WDR-Reporter begleitet die Suche

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes stand fälschlicherweise, dass auch zwei Hausschwein-Bestände in NRW betroffen seien. Das haben wir korrigiert und bitten, unseren Fehler zu entschuldigen.