Der leere Gerichtssaal am Landgericht Stralsund

Schüsse in Zingst: Gericht spricht 24-Jährigen von Totschlag-Vorwurf frei

Stand: 17.06.2025 18:21 Uhr

Nach nächtlichen Schüssen in Zingst im August 2024 hat das Landgericht Stralsund einen 24-jährigen Angeklagten freigesprochen. Zeugen hatten im Prozess widersprüchliche Angaben gemacht.

Das Landgericht Stralsund hat einen 24-jährigen Angeklagten vom Vorwurf des versuchten Totschlags freigesprochen. Laut Urteil konnte ihm nicht nachgewiesen werden, dass er im August 2024 in Zingst (Landkreis Vorpommern-Rügen) aus seinem Auto heraus zwei Männer angeschossen und schwer verletzt hat.

Zeuge belastet Beifahrer

Der Angeklagte bestritt die Vorwürfe zu Beginn des Prozesses. In ihrer Anklage hatte die Staatsanwaltschaft dem Mann vorgeworfen, als Fahrer seines Autos bewusst auf einen damals 25-Jährigen geschossen zu haben, mit dem er zuvor gestritten hatte. Dabei habe er in Kauf genommen, auch einen weiteren Mann zu treffen. In ihrem Schlussplädoyer kurz vor dem Ende des Prozesses forderte die Staatsanwaltschaft allerdings genauso wie die Verteidigung einen Freispruch.

Zwar hatten zwei Zeugen, die den Vorfall aus einer gewissen Entfernung beobachtet hatten, den angeklagten Fahrer als Schützen identifiziert. Das Gericht berief sich jedoch in seinem Urteil auf zwei weitere Zeugen, die mit im Auto saßen. Ein Bekannter des Angeklagten, der auf der Rückbank saß, beschuldigte den Beifahrer, der habe geschossen. Der Beifahrer verweigerte als Zeuge die Aussage, denn niemand muss sich vor Gericht selbst belasten. Das Gericht nehme an, dass der Beifahrer der Schütze gewesen ist, so die Vorsitzende Richterin in ihrer Urteilsbegründung.

Keine Entschädigung für U-Haft

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Das Gericht verwehrte dem Angeklagten eine Entschädigung für die erlittene Untersuchungshaft. Schließlich sei er nach dem Vorfall geflohen, hieß es zur Begründung. Er war rund zwei Wochen nach der Tat in Stralsund festgenommen worden. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Stralsund sagte, man werde das Urteil prüfen. Er könne noch nicht sagen, ob und inwiefern der Ausgang des Verfahrens weitere Ermittlungen nach sich zieht.

Dieses Thema im Programm: NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 17.06.2025 | 17:00 Uhr