
Brandenburg Verein wirft Bad Freienwalder Bürgermeister Verharmlosung von Angriff vor
Bad Freienwalde kommt nach dem Angriff auf ein Vielfaltsfest nicht zur Ruhe. Nun steht der Bürgermeister der Stadt in Märkisch-Oderland für seinen Umgang mit der Attacke in der Kritik.
Nach dem gewaltsamen Angriff auf eine Kundgebung gegen Rechts in Bad Freienwalde hat eine Initiative dem Bürgermeister der Kleinstadt, Ralf Lehmann (CDU), vorgeworfen, die Attacke herunterzuspielen. Mit einem offenen Brief richtete sich der Verein "Wir packen's an" an den Rathauschef und kritisierte, dass er den Angriff als Störung relativiere. Auch Anteilnahme habe er nicht gezeigt und keinen Kontakt zu Betroffenen gesucht.
Der Bürgermeister hatte im rbb-Fernsehen gesagt: "Da sind welche gewesen und wollten stören - und ein anderer wollte ihn festhalten, um rauszufinden, wer ist es." Zu dem offenen Brief und der Kritik wollte sich Lehmann auf Anfrage nicht äußern. Er sagte am Vormittag der dpa: "Wir warten die Ermittlungen ab." Lehmann hatte am Montag im rbb betont, dass Gewalt kein Mittel sei.

Verein: Verhalten des Bürgermeisters fahrlässig und gefährlich
"Das alles als Konsequenz einer "Störung", wie Sie es bezeichnen, abzutun, halten wir für fahrlässig und gefährlich", kritisiert der Verein "Wir packen's an" in dem Brief an Lehmann. "Ihre Einschätzung in der Presse irritiert und erschüttert uns sehr. Im Gegensatz zum Brandenburger Innenminister Herrn René Wilke hielten Sie einen Besuch der Veranstaltung nicht für nötig."
Lisa Clara Burger, Sprecherin des Vereins "Wir packen's an", ergänzte gegenüber dem rbb: "Ich kann nicht nachvollziehen, dass hier keinerlei Verständnis, Solidarität, Betroffenheit ausgedrückt wird." Der Verein wünsche sich ein Signal des Bürgermeisters, dass er zivilgesellschaftliches Engagement in Bad Freienwalde in Zukunft schützen will, so Burger.
Der Verein will auch das persönliche Gespräch mit dem Bürgermeister der 12.000-Einwohner-Stadt suchen. Ein Mitglied des Vereins sei am Sonntag angegriffen und verletzt worden.
Der Brandenburger Innenminister René Wilke (parteilos) und andere Politiker äußerten sich entsetzt über den Angriff einer Gruppe teils vermummter und bewaffneter Männer auf eine Veranstaltung für Toleranz und Vielfalt. Der Übergriff zeige auch eine neue Dimension, hieß es vielfach. Mindestens zwei Menschen wurden laut Polizei leicht verletzt.

Die Polizei geht nach rbb-Informationen inzwischen einem Hinweis auf einen möglichen Tatbeteiligten nach. Bei dem Beschuldigten soll es sich um einen jungen Mann aus dem Oderbruch handeln, der der rechtsextremen Szene angehören soll. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) wollte sich auf rbb-Anfrage nicht zu dem Sachverhalt äußern.
Insgesamt ermittelt die Polizei gegen eine Gruppe von zehn bis fünfzehn Personen wegen eines möglichen besonders schweren Landfriedensbruchs, darunter auch gegen den Beschuldigten, der zudem im Verdacht steht, eine Körperverletzung begangen zu haben.
Sendung: Antenne Brandenburg, 18.06.2025, 16:30 Uhr