Der SV Sandhausen stieg in die Regionalliga ab

Baden-Württemberg Rekordverdächtiger Kahlschlag im Hardtwald - SV Sandhausen trennt sich von 35 Spielern

Stand: 17.06.2025 11:38 Uhr

Nach dem Abstieg aus der 3. Liga kommt es im Kader des SV Sandhausen zu einer kompletten Runderneuerung. Von der bisherigen Mannschaft bleibt nur ein Torhüter übrig.

Von Kersten Eichhorn

Das genaue Abzählen war gar nicht so einfach. Man musste schon ganz schön aufpassen, als die Pressemitteilung des SV Sandhausen zur aktuellen Kaderplaung auftauchte, um die lange Liste der verabschiedeten Spieler in eine konkrete Zahl zu fassen.

Sind es jetzt 33, 34, oder sogar 35 Namen? Also besser nochmal nachzählen, um nicht falsch zu liegen. Und in der Tat: Es sind sage und schreibe 35 Fußballprofis, die in der kommenden Saison in der Regionalliga nicht mehr dem Kader der Kurpfälzer angehören, eine im deutschen Profifußball geradezu rekordverdächtige Anzahl. Das ist die komplette Mannschaft des Drittliga-Absteigers. Mit einer einzigen Ausnahme: Der bisherige Reservekeeper Luis Idjakovic (ein Spiel in der letzten Saison) bleibt beim SVS, hat einen neuen Vertrag unterschrieben.

Diese Spieler verlassen den SV Sandhausen
Tor: Timo Königsmann, Nikolai Rehnen, David Richter, Dennis Gorka Abwehr: Edvinas Girdvainis, Christoph Ehlich, Jakob Lewald, Niklas Kreuzer, Luca-Milan Zander, Niklas Lang, Jonas Carls, Jonas Weik, Sebastian Stolze, Jeremias Lorch, Tim Knipping Mittelfeld: Taylan Duman, Diamant Lokaj, Alexander Fuchs, Justin Butler, Besar Halimi, Alexander Mühling, Luan Simnica, Marco Schikora, Patrick Greil, Lucas Wolf, Joseph Charles Richardson II, Philipp Lambert, Aziz Alagi Angriff: Stanislav Fehler, Richard Meier, Viktor Granath, Emmanuel Iwe, David Otto, Lucas Ehrlich, Dominic Baumann

Alle Verträge waren nicht für die Regionalliga gültig

35 Spieler weg - ein regelrechter Kahlschlag also im Hardtwald. Und letztlich ist das irgendwie auch Resultat einer in den vergangenen zwei, drei Jahren verunglückten Transferpolitik. Dazu muss man allerdings wissen, dass sämtliche bisherigen Spielerverträge beim SV Sandhausen mit dem Abstieg aus der 3. Liga ausgelaufen und nicht für die Regionalliga gültig sind.

Bereits bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Trainers Olaf Janßen Ende Mai sprach SVS-Präsident Jürgen Machmeier davon, dass man - sinngemäß und finanziell gesehen - jetzt als Regionalligist auch nur noch Regionalligaverträge anbieten wolle. Was wiederum den bisherigen Sandhäuser Profispielern mit ihren Beratern so gar nicht geschmeckt haben dürfte.

Andererseits ist der SV Sandhausen nach der sportlich desaströsen vergangenen Saison durchaus gut beraten, auf den Großteil des bisherigen Kaders freiwillig zu verzichten. Restlos enttäuschend präsentierten sich die meisten Fußballer auf dem Rasen, fanden - trotz teilweiser Bundesliga- und Zweitligaerfahrung - nie als verschworenes Team zusammen und stürzten den SVS vom Kaderwert her völlig unerwartet in den Abgrund der Viertklassigkeit.

Auch die treuen Sandhäuser Fans waren am Ende des traurigen Geschehens restlos bedient und wandten sich auf der Tribüne enttäuscht und ernüchtert von den Absteigern ab. Immerhin schaffte die Mannschaft mit ihrem letzten Auftritt noch den Badischen Pokalsieg und damit den Einzug in den lukrativen DFB-Pokal gegen RB Leipzig.

Trainer Olaf Janßen leitet den Neuaufbau ein

Vor gut zwei Jahren noch Zweitligist, ist mit dem Sturz in die Regionalliga der Tiefpunkt in Sandhausen erreicht. Es kann also nur noch aufwärts gehen, und das am besten für alle Beteiligten mit frischen, unverbrauchten Gesichtern. Mit von der Vergangenheit unbelasteten Spielern, die heiß sind auf neue Aufgaben in der Kurpfalz.

Auf der Trainerposition ist das Jürgen Machmeier und seinen Mitstreitern bereits erstaunlich gut gelungen: Mit dem erfahrenen "Baumeister" Olaf Janßen, mit großen Verdiensten von Viktoria Köln gekommen, soll im Hardtwald ein sportliches Fundament gesetzt und ein erfolgreicher Neuaufbau in die Wege geleitet werden. Neben dem bereits erwähnten Torhüter Idjakovic haben die Sandhäuser bereits 15 neue Spieler verpflichtet, zuletzt am Dienstag die Mittelfeldspieler David Mamutovic vom FSC Mainz II und Melvin Ramusovic (Uerdingen) sowie Außenstürmer Phil Halbauer aus Cottbus.

Die Liste der Neuen ist bei weitem nicht so lang wie die der Alten, soll demnächst aber noch auf gut 20 anwachsen. Das Zählen fällt deutlich leichter. Die bisherigen Neuen sind eine Mischung aus jungen, aufstrebenden und auch erfahrenen Spielern wie Torjäger Pascal Testroet (34), der nach drei Jahren in Ingolstadt zum SVS zurückkehrt.

Trainingsauftakt am kommenden Montag

Es geht also voran im Hardtwald. Am kommenden Montag (23.06.) ist Trainingsauftakt. Möglicherweise stößt in den nächsten Tagen und Wochen dann aber doch noch der eine oder andere von den 35 bereits verabschiedeten Spielern zum neuen SVS-Regionalligakader dazu. Schließlich sollen die Sandhäuser durchaus Interesse am Verbleib einzelner Leistungsträger gezeigt haben, die aber erst noch den höherklassigen Transfermarkt überprüfen wollen. Und wer weiß, vielleicht fühlt man sich auf Spielerseite ja auch an der Ehre gepackt und möchte in Sandhausen mithelfen, die Scharte des doppelten Abstiegs auszuwetzen. Mit einem Regionalliga- statt einem Drittligavertrag...

Sendung am Mo., 16.6.2025 15:00 Uhr, SWR Aktuell am Nachmittag, SWR Aktuell