
Baden-Württemberg FAQ zu Solarenergie: Was man über Photovoltaik in Baden-Württemberg wissen sollte
Strom aus Sonne ist umweltfreundlich - und immer beliebter. In den vergangenen Jahren hat sich der Photovoltaik-Ausbau stark beschleunigt. Alles Wissenswerte dazu als FAQ.
Strom aus Sonne boomt. Allein im vergangenen Jahr wurden deutschlandweit 17 Gigawatt neu zugebaut. Insgesamt kamen knapp 14 Prozent des eingespeisten Stroms aus Photovoltaik-Anlagen.
- Welche Rolle spielt Photovoltaik in Baden-Württemberg?
- Wie kommt der Ausbau in Baden-Württemberg voran?
- Für wen gilt die Photovoltaik-Pflicht in Baden-Württemberg?
- Welche Fördermöglichkeiten und Zuschüsse gibt es?
- Was ist bei neuen Anlagen zu beachten?
- Was tun, wenn die alte Solaranlage aus der Förderung fällt?
- Lohnt sich ein Stromspeicher?
Welche Rolle spielt Photovoltaik in Baden-Württemberg?
Im Jahr 2024 waren in Baden-Württemberg mehr als 783.000 Photovoltaik-Anlagen auf Dächern installiert. Diese Anlagen können rund 11.000 Gigawattstunden Strom erzeugen, das reicht rechnerisch für 7,5 Millionen Menschen, also etwa zwei Drittel der Bevölkerung Baden-Württembergs. Hinzu kommt eine installierte Leistung von knapp 2 Gigawatt-Peak (GWp) - die maximale theoretische elektrische Leistung - auf Freiflächen.
Neben den Solaranlagen auf Dächern und Freiflächen sind in Baden-Württemberg fast 128.000 Balkonkraftwerke angemeldet. Damit liegt das Land im bundesweiten Vergleich auf Platz vier. Die Dunkelziffer dürfte sogar noch etwas höher ausfallen, da nicht alle Anlagen tatsächlich angemeldet werden.
Laut Statistischem Landesamt trug Solarenergie 2023 gut 17 Prozent zur Bruttostromerzeugung im Land bei und ist damit die wichtigste erneuerbare Energiequelle.
Wie kommt der Ausbau in Baden-Württemberg voran?
Insbesondere in den vergangenen drei Jahren hat der Ausbau von Photovoltaik in Deutschland an Fahrt aufgenommen. 2023 verdoppelte sich die installierte Leistung im Vergleich zum Vorjahr.
Auch in Baden-Württemberg boomt der Strom aus Sonne: Im vergangenen Jahr wurden neue Photovoltaik-Anlagen mit rund 2,1 Gigawatt installiert. Besonders auf Freiflächen kamen viele neue Solaranlagen hinzu, der Zubau auf Hausdächern war hingegen leicht rückläufig.
Beim Zubau belegt Baden-Württemberg zusammen mit Nordrhein-Westfalen Rang 2 im bundesweiten Vergleich. Nur in Bayern wurden 2024 noch mehr neue Photovoltaikanlagen gebaut.
Ziel der Landesregierung ist es, bis 2040 eine installierte Leistung von 47,2 GWp zu erreichen. Gut ein Viertel davon ist mittlerweile geschafft.
Für wen gilt die Photovoltaik-Pflicht in Baden-Württemberg?
Dass der Ausbau vergleichsweise gut voran kommt, dürfte auch daran liegen, dass in Baden-Württemberg eine Photovoltaik-Pflicht gilt. Seit 2022 müssen die Dachflächen neuer gewerblicher Gebäude, Wohngebäude und Parkplätze mit mehr als 23 Stellplätzen mit Solarmodulen ausgestattet sein. Seit 2023 greift diese Pflicht auch für Dachsanierungen.
Konkret müssen 60 Prozent der geeigneten Dachfläche mit Solarpanelen belegt sein. Wird das Dach noch anderweitig genutzt, zum Beispiel für den Bau einer Dachterrasse, muss die übrige Dachfläche zu 75 Prozent mit Solarmodulen bedeckt werden.
Welche Fördermöglichkeiten und Zuschüsse gibt es?
In Baden-Württemberg gibt es derzeit kein Förderprogramm für Photovoltaikanlagen auf Länderebene. Einzelne Städte haben jedoch Förderprogramme aufgelegt, unter anderem die Landeshauptstadt Stuttgart.
Durch die Stuttgarter Solarinitiative werden neben Dachanlagen und Stromspeichern auch Balkonkraftwerke mit einer Pauschale von 200 Euro bezuschusst. In Karlsruhe kann die Installation einer PV-Anlage mit bis zu 2.500 Euro gefördert werden.
In Heidelberg ist das Förderprogramm "Rationale Energieverwendung" Ende 2024 ausgelaufen. Freiburg bietet Zuschüsse für Anlagen, die über den gesetzlichen Mindestanspruch hinausgehen, und kostenlose Beratungen. Speicher werden seit dem 1. Juni in Freiburg nicht mehr gefördert.
Bundesweit bietet die Förderbank KfW vergünstigte Kredite für die Installation von Photovoltaikanlagen an.
Außerdem erhalten Betreiber von Solaranlagen 20 Jahre lang eine Einspeisevergütung für Strom, den sie ins öffentliche Netz einspeisen. Die Höhe der Einspeisevergütung richtet sich nach der Größe der Anlage. Für Anlagen mit einer Leistung von maximal zehn Kilowatt-Peak beträgt die Vergütung seit Februar 2025 genau 7,94 Cent pro Kilowattstunde.
Der Satz sinkt jedoch alle sechs Monate. Zum 1. August 2025 wird die Einspeisevergütung für neue Solaranlagen erneut um ein Prozent gesenkt.
Was ist bei neuen Anlagen zu beachten?
Wer jetzt darüber nachdenkt, eine neue PV-Anlage zu installieren, muss einige Einschränkungen berücksichtigen. Ende Februar 2025 ist das "Solarspitzengesetz" in Kraft getreten. Ziel ist es, das Stromnetz vor Überlastung zu schützen.
Neue Anlagen mit einer Leistung von mehr als sieben Kilowatt-Peak müssen nun über ein intelligentes Messsystem und eine Steuerbox verfügen. Damit kann der Netzbetreiber die Solaranlage fernsteuern und abschalten, wenn eine Überlastung des Stromnetzes droht. Bei Anlagen ohne Steuerbox und smarte Messtechnik wird die Einspeisung auf 60 Prozent gedrosselt.
Darüber hinaus soll es zu sehr sonnigen Zeiten unter bestimmten Umständen keine Einspeisevergütung mehr geben. Wenn so viel Solarstrom vorhanden ist, dass der Preis an der Leipziger Strombörse negativ wird, erhalten Besitzer von Solaranlagen ab 2026 ab der ersten Stunde keine Einspeisevergütung mehr. Bislang ist dies erst der Fall, wenn der Strompreis mindestens drei Stunden lang negativ ist.
Was tun, wenn die alte Solaranlage aus der Förderung fällt?
Betreiber von Solaranlagen erhalten 20 Jahre lang eine garantierte Vergütung für Strom, den sie ins öffentliche Netz einspeisen. Wer im Jahr 2005 eine Photovoltaikanlage installiert hatte, erhält mehr als 50 Cent pro Kilowattstunde.
Ende 2025 läuft die garantierte Einspeisevergütung jedoch aus. Solaranlagenbesitzer können ihre Anlage dennoch weiterlaufen lassen und erhalten auch weiterhin eine Einspeisevergütung, nur fällt diese deutlich geringer aus.
Die Vergütung für Strom aus älteren Solaranlagen richtet sich nach dem "Jahresmarktwert Solar". Das ist die Summe, die der Solarstrom an der Strombörse im Vorjahr durchschnittlich wert war. Aktuell liegt der Jahresmarktwert Solar bei 4,62 Cent/kWh. Davon werden allerdings noch die Vermarktungskosten des Netzbetreibers abgezogen.
Unter Umständen ist es lukrativer, den Strom aus der Photovoltaik-Anlage selbst zu nutzen, statt ihn ins öffentliche Netz einzuspeisen. Dafür muss die Anlage von einem Elektriker umgeklemmt werden, sodass der erzeugte Strom direkt in die Stromkreise des Hauses fließen kann. Die Kosten dafür liegen im günstigsten Fall bei wenigen hundert Euro. Sind größere Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen fällig, kann es aber schnell deutlich teurer werden.
Lohnen kann sich die Umstellung absehbar dennoch. Denn die Einsparung durch den selbst erzeugten Strom ist deutlich größer als die Einspeisevergütung. Besonders lohnt sich das, wenn der eigene Stromverbrauch hoch ist, etwa weil man ein E-Auto fährt oder eine Wärmepumpe betreibt.
Lohnt sich ein Stromspeicher?
Das hängt von mehreren Faktoren ab. Der Vorteil eines Speichers: Wenn die PV-Anlage zum Beispiel mittags viel Strom erzeugt, kann dieser gespeichert werden, um abends oder nachts damit beispielsweise die Heizung zu betreiben. Sprich: Wer tagsüber selten zu Hause ist und den Strom vor allem morgens und abends braucht, kann von einer Batterie profitieren.
Allerdings sind Batterien recht teuer. Außerdem ist zu erwarten, dass der Stromspeicher früher erneuert werden muss als die Module auf dem Dach. Diese Kosten müssen der möglichen Ersparnis (weniger Zukauf von Strom des Stromanbieters) gegenübergestellt werden. Der Batteriepreis hängt wiederum von der Speicherkapazität ab. Daher sollte man die Größe entsprechend dem eigenen Strombedarf wählen. Und: Bei kleineren PV-Anlagen rentiert sich ein Speicher oftmals nicht.
Sendung am Mi., 11.6.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW